Ick kieke, staune, wundre mir

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Die Autorin Esther Kinsky endete ihre Eröffnungsrede der Ruhrfestspiele 2024 mit einem Plädoyer fürs Staunen:

„Vielleicht wäre es einen Versuch wert, wieder zum Staunen zu ermuntern. Zur Rückkehr zum gemeinsamen Bewundern, etwa eines Hochseilaktes, dem es um Gleichgewicht geht, ums Ausbalancieren.“

Warum ihr das gemeinsame Staunen so wichtig sei, erklärte sie zuvor. Das Staunen sorge für unmittelbare Momente der Gemeinsamkeit und des Dialogs. Also, wenn wir zusammen ein Konzert besuchen, vom Auftritt der Künstlerin erstaunt sind und uns danach darüber austauschen, dann haben wir die Möglichkeit diese Erfahrung des Offenseins und Einlassens auch in andere Momente unseres Lebens zu übertragen. Dann können wir vielleicht auch im Friseursalon ins Staunen geraten. Und das ist deshalb so wichtig, weil umgekehrt „der Verlust von Gemeinschaft, Dialog und Unmittelbarkeit politische Intoleranz und Feindseligkeit befördert […] und man dem etwas entgegensetzen muss“, so Esther Kinsky.

Versuchen wir’s! Unser kleiner Jahresrückblick soll ein paar Möglichkeit bieten, ins Staunen zu geraten. Noch mehr Gelegenheiten bieten das Q und die Qulturwerkstatt auch im neuen Jahr wieder. Schaut regelmäßig vorbei, abonniert die WhatsApp-Infogruppe und macht mit. Was bringt euch zum Staunen? Bringt es ein. Alle können das, und dabei vielleicht auch über sich selbst ins Staunen geraten.

Wenn wir uns etwas wünschen dürfen für das neue Jahr, dann dass das Staunen kinderleicht fallen soll. Oder anders gesagt: möge Ernst Bloch recht behalten:

„Nicht in der Ferne […] ist das Weltgeheimnis und das was uns Mittel gibt es aufzulösen, sondern in der allernächsten Nähe des Unmittelbaren steckt das Mysterium.“

In diesem Sinne, das Q bleibt auch 2025 unmittelbar nah und offen. Alle sind willkommen!

Großer Dank gilt allen Helfys, Freundinnen und Freunden, Qomplizinnen und Qomplizen, allen Fördernden und Künstlerinnen und Künstlern, allen die gestaunt und staunen gemacht haben.

P.S.: Spaß machen muss das Staunen natürlich unbedingt auch. Fund des Tages: „Das Klopslied“

Ick sitze da un‘ esse Klops
uff eemal klopp’s
Ick kieke, staune, wundre mir,
uff eemal jeht se uff die Tür.
Nanu, denk ick, ick denk nanu
jetz isse uff, erscht war se zu!
Ick jehe raus und blicke
und wer steht draußen? Icke! Icke! Icke!!

Musikstück von Kurt Weill aus dem Jahre 1925; der Text stammt aus dem im gleichen Jahr erschienenen Europa-Almanach, hg. von Carl Einstein und Paul Westheim

Macht Spaß und Staunen, fand nicht nur Kurt Weill, sondern scheinbar auch andere, wie z.B. die Bands Blumfeld oder Knorkator. Zu finden unter Interpretationen. Viel Spaß!

https://de.wikipedia.org/wiki/Klopslied